"Gedankengang von Lorch"

Christlicher Besinnungsweg verbindet Kloster und Stadt

Wenn Pfarrer Christof Messerschmidt von der evangelischen Kirchengemeinde Hand an die katholische Kirche legt, dann tobt er nicht seine destruktive Seite an diesem Heiligtum aus. Im Gegentum: Sankt Konrad wird sogar aufgewertet! Er und Herr Konrad vom zuständigen Grafik-Büro sind dabei, dem „Gedankengang von Lorch“ den letzten Schliff zu geben. Es war gar nicht so einfach, alle Parteien unter einen Hut zu bringen. Denkmalamt, Staatliche Schlösser und Gärten, Deutsche Bundesbahn, Forstamt, Stadt Lorch und vor Allem die beiden großen Kirchengemeinden am Ort haben zweieinhalb Jahre lang ihre Gedanken in Gang gebracht und letztlich einen wirklich lohnenden Spazierweg von der Stadtkirche zum Kloster Lorch und via versus geschaffen.

Die ursprüngliche Idee von Frau Sandra Kerschbaum, einen Besinnungsweg von Sankt Konrad zum Kloster zu schaffen, war zunächst simpel gedacht und wäre auch mit ein paar Holzstelen ausgekommen. Will man aber Bleibendes schaffen, dann baucht es ein paar Überlegungen mehr und, so oder so, viele Genehmigungen. Dass so viele wichtige Stellen letztlich an einem Strang gezogen haben, ist nicht zuletzt das Verdienst von Christof Messerschmidt, der beharrlich wiederkehrend auf die entsprechenden Entscheidungsträger eingewirkt hat. So ist ein mit Schildern und Flyer geführter Weg entstanden, der Geist und Körper in Gang setzt und doch zur Besinnung kommen lässt.
Er beginnt entweder in der Kloster- oder bei der Stadtkirche und schlängelt sich durch Stadt, Bahngelände, am nördlichen Klosterhang entlang. Jede der sieben Stationen lädt zum Innehalten ein und lässt über Gott und die Welt nachsinnen, wobei auch Kunstwerke den Weg säumen: An Station 3 können „Gedankengänger“ sogar eines davon begehen. Die wie ein Zelt konzipierte katholische Pfarrkirche Sankt Konrad lädt zum stillen Verweilen, vielleicht sogar zum Singen im Inneren ein. Die Station 5 am nördlichen Klosterberg lässt rätseln, was die Inschrift auf dem eigens für den Gedankengang aufgestellten Hinkelstein wohl bedeuten soll. Der Flyer gibt Auskunft und der Steinmetz Fuchs dem Brocken samt Inschrift eine Haltbarkeit von 1084 Jahren. Dann ist das Kloster 2000 Jahre alt.

Highlight ist wohl der komplett sanierte Kirchhof um die evangelische Stadtkirche herum. Hier befindet sich ein weiteres Kunstwerk: ein begehbares Labyrinth. Gut durchdacht lädt das kleine von Menschenhand geschaffene Paradies zur Begegnung, oder auch nur zur Atempause ein. Damit könnte diese grüne Insel gleichermaßen Start und Ziel einer Sinn-vollen Begehung des Gedankenganges sein. CORTEN-Stahl als Material für die Stelen bildet relativ schnell und gewollt eine schützende Rostschicht. Vom englischen Wort CORrosion rührt deswegen auch der erste Teil des Namens her. Das Wort TENsion als zweiter Namensteil drückt die Zugfestigkeit aus. Metallurgen wissen das. Gut, dass dieses Material so ganz nebenbei auch auf Schnecken eher abstoßende Wirkung hat. Und damit sind natürlich nicht die Wanderer gemeint, die diesen Weg bergauf gehen.

Der Flyer, den neben grobmotorischen Tätigkeiten auch die Stadt monetär unterstützt hat, gibt weitere Erklärungen zu den einzelnen Stationen. Hier, wie auch auf den Inschriften finden sich die Sponsoren des Weges wieder. Vergelt’s Gott! Sie haben den Weg mit ermöglicht. In Gedanken bedanken darf man sich auch bei Frau Pfarrerin Regina Korn und Herrn Pfarrer Marc Grießer, die den „Gedankengang von Lorch“ mit auf den Weg gebracht haben. Und bevor Sie jetzt weiter Ihren Gedanken nachhängen, gehen Sie diesen Weg und kommen sie dadurch dem Himmel und sich selbst ein kleines Stück näher!

Bernhard Theinert
Gedankenloser Kunstbanause und
gewählter Vorsitzender der katholischen Kirchengemeinde

Gedankengang von Lorch Flyer