Namenspatron
Lebensweg und Wirken unseres Kirchenpatrons St. Clemens Maria Hofbauer
Tasswitz ist ein kleines Bauerndorf in Südmähren, etwa 100 km nördlich von Wien. Bis zur Vertreibung der Sudetendeutschen im Zweiten Weltkrieg waren seine ca. 1500 Einwohner fast durchweg deutschsprachig. Um 1730 kam ein Metzgergeselle von Mährisch Budwitz nach Tasswitz. Der junge Einwanderer hieß Peter Paul Dvorak. 1736 heiratete er die 20jährige Maria Steer. Vor der Hochzeit ließ Peter seinen slawischen Namen Dvorak in das gleichbedeutende deutsche Wort Hofbauer umwandeln. Mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit kam ein Kind nach dem anderen. In 18 Jahren gebar Frau Hofbauer-Steer sechs Buben und sechs Mädchen. Das neunte Kind (es ist unser Heiliger) wurde am 26. Dezember 1751 geboren und am gleichen Tag auf den Namen Johannes getauft. Später wird er als Einsiedler in Tivoli den Namen Klemens bekommen. In dieser Schrift nennen wir ihn fortan einfach „Klemens".
Das zweite Vatikanische Konzil traut der christlichen Familie sehr viel zu, wenn es sagt: sie sei die häusliche Kirche, die Kirche im Kleinen; sie leiste den wichtigsten Beitrag zur Förderung von geistlichen Berufen; die Eltern seien ihren Kindern die ersten Katecheten und Glaubensboten; Familien, in denen der Glaube wirklich gelebt wird, seien „gleichsam das erste Seminar".
In der Familie Hofbauer-Steer wurde der christliche Glaube intensiv gelebt und gepflegt. Besonders seine Mutter Maria hat in äußerst schweren Zeiten Kraft bei Gott geholt. Der „Siebenjährige Krieg" brachte große Not ins Land. Und dann – am 26. Juli 1758 starb ihr Gatte kaum 46jährig. Er hinterließ eine Witwe, die ihr 12. Kind erwartete. Klemens hat den Todestag seines Vaters nie mehr vergessen. Besonders eine Begebenheit blieb ihm unauslöschlich im Gedächtnis haften. Die Mutter führte den 6jährigen Sohn unter ein Kruzifix. Mit dem Finger nach oben zeigend sagte sie: „Mein Kind, von jetzt an ist der da oben dein Vater. Gib acht, dass du auf dem Weg wandelst, der ihm wohl gefällt."
Über die ersten 16 Lebensjahre von Klemens wissen wir: dass er oft bei den Feldarbeiten geholfen hat; dass er ein eifriger Messdiener war; dass er im Pfarrhaus von Tasswitz Lateinunterricht genommen hat, um sich so auf das Priestertum vorzubereiten.
Wir dürfen annehmen, dass ihn die Einflüsse und Erlebnisse seiner Kindheit fürs ganze Leben geprägt haben. Der Bauernsohn behielt zeitlebens Sinn für das Praktische. Seine Mutter hatte ihm durch ihr Beispiel ein unerschütterliches Gottvertrauen mit auf den Lebensweg gegeben.
Schon von früher Kindheit an verspürte Hofbauer den leidenschaftlichen Wunsch, Priester zu werden. Ein halbes Leben lang musste er um die Verwirklichung seiner klar erkannten Berufung ringen. Nach einem langen Weg mit den verschiedensten Stationen hat er erst als 34jähriger dieses Ziel erreicht: „Nur Mut – Gott lenkt alles"!
Den kühnen Satz „Nur Mut - Gott lenkt alles“ schrieb Clemens Maria Hofbauer damals, als er niedergeschlagen und ausweglos vor den Ruinen seines Lebenswerkes stand. Das ganze Leben unseres Heiligen ist wie eine fortdauernde Illustration dieses Wortes.
Clemens Hofbauer ist kein Klischee-Heiliger, der in ein süßliches Heiligkeitsschema passen würde. Wenn wir sein Leben aus der Vogelperspektive betrachten, fällt uns auf: Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut wie wir – mit seinen je eigenen Grenzen. Diesen Mann brauchen wir nicht in Gold zu fassen: er ist kostbar, so wie er leibt und lebt.
Sein impulsiver Charakter und sein Jähzorn machten ihm oft zu schaffen. Hofbauer wusste um seine Schwächen; er verschönerte und entschuldigte sie nicht. Mit einem Schuss Selbstironie gestand er: „Ja, das ist leider mein Fehler. Aber ich danke Gott dafür. Dies erhält mich in der Demut und bewahrt mich vor dem Stolz. Hätte ich diesen Fehler nicht, wäre ich versucht, mir selbst die Hand zu küssen aus Respekt vor mir."
Zwar besaß Clemens Hofbauer ein ausgesprochenes Charisma der Menschlichkeit. Und trotzdem stießen auch seine viel gerühmte Klugheit und Menschenkenntnis an Grenzen. Sonst hätte er nicht ein so negatives Urteil über den Bischofskandidaten Johannes Michael Seiler (1751-1832) abgegeben. Er warf diesem bedeutenden Kirchenmann vor, er sei nicht katholisch genug; er verwische die Grenzen zwischen den verschiedenen Konfessionen; er lehre nur ein inneres Christentum und lehne die Sakramente ab. Die Ursachen dieses Fehlurteils waren wohl vielfältig. Hofbauer hat Seiler nicht persönlich gekannt, und er ist über ihn falsch informiert worden; zudem hatten die beiden eine andere Sicht der Kirche und andere Ansatzpunkte für die kirchliche Erneuerung. Heilige sind eben auch nur Menschen.
In Hofbauers etwas raue Schale, gefüllt mit heißem Blut, hat Gott das große Herz eines Vollblut-Missionars hineingelegt. Als Seelsorger mit einem seltenen Gespür für die Nöte der Zeit passte er sein Apostolat immer wieder den konkreten Gegebenheiten an. Kinder und Jugendliche, Adelige und Künstler, Akademiker und Politiker, Arme und Versager fanden in ihm einen selbstlosen Freund und Seelsorger.
Dieser Mann des Glaubens ist in eine schlimme Zeit, in ein kirchen- und klosterfeindliches Jahrhundert hineingeraten. Sein Leben war so etwas wie ein beständiger Hindernislauf. Und doch kam er ans Ziel, weil er nach dem Motto lebte: „Nur Mut – Gott lenkt alles". Er wurde immer wieder von seinen Gegnern auf allen Straßen gejagt. Die behördlichen Spitzel haben ihn streng überwacht; sein Name stand hartnäckig auf der schwarzen Liste.
Anderseits aber haben ihn schon zu Lebzeiten gar viele bewundert und geliebt. Am Ende seines Lebens meinte Hofbauer schmunzelnd: „Manche haben sich niedergeworfen und meine Fußstapfen geküsst; dreimal so viele haben mich mit Kot beworfen. Haben mich die einen zu viel entehrt, so haben mich die andern zu viel geehrt."
Solch echt menschliche Heilige sind sympathisch. Die Kongregation der Redemptoristen darf stolz sein auf ihren sog. „Zweiten Gründer". Und Österreich braucht sich des Stadtpatrons von Wien beileibe nicht zu schämen.
Der heilige Clemens Maria Hofbauer ist Patron der Stadt Wien. Seit 1862 befinden sich seine Reliquien in der Kirche Maria am Gestade.
Geschichtliche Zahlen
Taßwitz - Znaim (1751 - 1779)
Clemens - mit dem Taufnamen hieß er Johannes - wurde 1751 in Taßwitz bei Znaim geboren. Seine Mutter war Deutsche, sein Vater Tscheche. Die Familie Hofbauer hatte eine kleine Landwirtschaft und eine Metzgerei. Clemens lernte in Znaim das Bäckerhandwerk und fand im Stift Klosterbruck eine Anstellung als Bäcker. Dort konnte er auch als Werkstudent das Gymnasium absolvieren (1777).
In seiner Jugendzeit lebte Clemens wiederholt als Einsiedler; in seiner näheren Heimat, aber auch in Tivoli bei Rom.
Wien - Rom (1779 - 1786)
1779 ist Hofbauer in Wien: Er nimmt an einem Katechetikkurs teil; und um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er als Bäcker. 1780 kann er an der Universität das Studium der Theologie beginnen.
1784 unternahm Hofbauer (wie schon früher einigemale) eine Pilgerfahrt nach Rom, diesmal mit seinem Freund Thaddäus Hübl. In Rom lernten sie die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen kennen und schlossen sich ihr an. Sie sind die ersten deutschen Redemptoristen. 1785 wurden sie zu Priestern geweiht. Noch im selben Jahr zogen sie nach Wien. Aber hier eine Niederlassung des Ordens zu gründen, war in der Zeit des Josefinismus unmöglich. So wanderten die beiden weiter nach Osten, um ein Arbeitsfeld zu finden.
Warschau (1787 - 1808)
In Warschau wurden Hofbauer und Hübl gebeten, die Seelsorge für die deutschsprachige Bevölkerung von Warschau an der Kirche St. Benno zu übernehmen. Und so wurde Warschau das erste Arbeitsfeld des Heiligen und seiner Mitarbeiter.
Clemens gründete eine Armenschule, später eine Lateinschule, dann eine Art Berufsschule; schließlich ein Waisenhaus. Und alles trotz größter Armut.
St. Benno wurde zu einem Seelsorgszentrum. Hofbauer und seine Mitbrüder veranstalteten feierliche Gottesdienste, hielten täglich Predigten in deutscher und polnischer Sprache und standen für die Feier des Sakramentes der Buße zur Verfügung. Sie hielten in St. Benno eine ,,immerwährende Mission".
Clemens wanderte in dieser Zeit auch rund 20 000 Km zur Fuß durch Europa (und er ging ohne Schuhwerk), um zu missionieren. Er strickte seine Strümpfe selbst. 1805 wurde Clemens durch die Bürgerschaft auch nach Triberg eingeladen. Er sollte dort ein Priesterseminar gründen. 11 Studenten wollten sich einschreiben. Doch das verhinderte dann letztendlich die Bistumsleitung in Konstanz.Die große Tätigkeit wurde jäh beendet. 1808 wurden die Redemptoristen auf Befehl Napoleons aus Warschau vertrieben.
Wien (1808 - 1820)
Nach der Vertreibung ging Clemens Hofbauer mit einigen Mitbrüdern wieder nach Wien. Von der Polizei wurde er "als gefährlich" eingestuft und abgeführt. In Wien war er als Pater im Kloster und wurde zunächst als Hilfspriester an der Kirche der Minoriten tätig. 1813 wurde er Kirchenrektor von St. Ursula.
In Wien hatte Clemens von früher her Freunde. Jetzt sammelten sich um ihn suchende Menschen, vor allem Studenten. Er fand aber auch Zugang zu einflussreichen Kreisen der Kaiserstadt; so zum Romantikerkreis um Friedrich und Dorothea Schlegel. Zacharias Werner zählte zu seinen Freunden. Vielen wurde Hofbauer in dieser Zeit geistlicher Begleiter; vielen hat er den Weg in die Kirche geebnet.
Clemens Maria Hofbauer starb am 15. März 1820 im Alter von 69 Jahren. Dieser Todestag ist in der kath. Kirche des deutschsprachigen Raums als "sein Gedenktag" festgelegt.
Hofbauers Leichnam wurde auf dem Romantiker-Friedhof von Maria Enzersdorf bei Mödling beigesetzt. Dass die Redemptoristen am 19. April 1820 durch Kaiser Franz I wieder zugelassen wurden, und die Kirche Maria am Gestade an die Kongregation übergeben wurde, konnte er knapp nicht mehr erleben. Am 4. November 1862 wurden seine sterblichen Überreste in diese Kirche Maria am Gestade überführt. Sein Grab zierte zunächst eine Grabplatte (1859–1862) von Josef Gasser. 1987 schuf der Bildhauer Oskar Höfinger einen marmornen Reliquienaltar, der ein Reliquiar mit den sterblichen Überresten Hofbauers enthält. Die Grabplatte von 1862 wurde damals in unmittelbarer Nähe an der Wand stehend aufgestellt.
Papst Leo XIII sprach ihn am 29. Januar 1888 selig, am 20. Mai 1909 wurde er von Pius X heilig gesprochen. Seit 1914 ist er Landespatron von Wien.
1894 wurde der Clemens-Hofbauer-Platz in Wien-Hernals nach ihm benannt.