Lorch. Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Krankenpflegevereins Lorch am 22. Juni 2022 im Evangelischen Gemeindehaus Lorch, berichtete der Vorstand über eine stabile Entwicklung der Finanzlage und eine gegenüber dem Vorjahr geringere Mitgliederzahl. Neben den turnusmäßigen Berichten des Vorsitzenden und des Rechners wurde die Überarbeitung des Mitgliederbestandes erläutert.

Vorstandsvorsitzender Manfred Wünsche begrüßte die anwesenden Mitglieder sowie Pfarrer Christof Messerschmidt von der Evangelischen Kirchengemeinde Lorch und Weitmars und Pfarrer Lukas Golder von der Evangelischen Kirchengemeinde Waldhausen. Pfarrer Erhard Nentwich von den Katholischen Kirchengemeinden Lorch und Waldhausen konnte wegen Terminüberschneidung an der diesjährigen Versammlung leider nicht teilnehmen. Besondere Grüße konnte Manfred Wünsche von Lorchs Bürgermeisterin Marita Funk überbringen, die gerne zur Mitgliederversammlung gekommen wäre, aber aufgrund der zeitgleich stattfindenden Gründungsversammlung des Jugendbeirats durch das Stadtjugendreferat Lorchs, ebenfalls leider nicht teilnehmen konnte.  

Der Vorsitzende berichtete, dass der Krankenpflegeverein seiner Aufgabe, die Sozialstation Lorch und andere gemeinnützige Pflegeeinrichtungen zu fördern, in vollem Umfang nachgekommen ist. Durch die bereits bei der letztjährigen Mitgliederversammlung angekündigten Überarbeitung des Mitgliederbestandes ist die Zahl der Vereinsmitglieder auf 647 Mitglieder zum Jahresende 2021 zurückgegangen. Nachdem die Vorteile der Mitgliedschaft im Mitteilungsblatt ganzjährig beworben wurden, konnten im Berichtsjahr 7 neue Mitglieder (Vorjahr 12 Mitglieder) gewonnen werden.

Stellvertretend für Kassier Rosalinde Lutz, die leider verhindert war, übernahm Manfred Wünsche die Berichterstattung des Rechners. Er berichtete von einer stabilen Entwicklung der Kassenlage, die eine gute finanzielle Basis auch für die kommenden Jahre darstellt. Des Weiteren führte der Vorsitzende aus, dass durch die Neuausrichtung der Mitglieder- und Beitragsverwaltung der Beitragseinzug für das Jahr 2022 bereits im Frühjahr durchgeführt wurde. Die Kassenprüfer Verena Schäfer und Heinz Knödler bescheinigten Frau Lutz eine einwandfreie Kassenführung und beantragten, Vorstand und Kassier für das Jahr 2021 zu entlasten, was die Versammlung einstimmig tat.

Der Vorstand informierte die anwesenden Mitglieder über ein Betreuungsangebot der Sozialstation Lorch mit Mittagessen und Nachmittagskaffee im Bürgerhaus, bei dem jede Pflegeperson eine Betreuungsperson bekommt. Hierbei wird auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen und versucht, bestimmte Fähigkeiten wieder zu aktivieren und zu fördern. Die Betreuungsgruppe findet immer dienstags von 11-16 Uhr statt und soll auch der Unterstützung und Entlastung von pflegenden Angehörigen dienen. Auf Wunsch werden die zu betreuenden Personen auch abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Derzeit sind noch Plätze frei. Interessierte können sich gerne vorab von der Pflegedienstleiterin Verena Bakala, bakala@sozialstation-lorch.de oder Telefon 07172-91090 beraten lassen.

Zum Abschluss der Mitgliederversammlung dankte der Vorstand den anwesenden Mitgliedern für ihr Kommen und das damit zum Ausdruck gebrachte Interesse an der Entwicklung des Krankenpflegevereins der Gesamtstadt Lorch.     

Lorcher Bass schafft am Pfingstmontag den Durchbruch!

Es war, als wäre der Heilige Geist in die Sänger gefahren,

dabei war es nur der Organist & Chorleiter Harald Elser, der dem katholischen Rumpfchor von Sankt Konrad musikalischen Spirit eingehaucht hat.

Wahrlich feierlich, ja regelrecht erhebend wurde die Messe zum Abschluss der Osterzeit in der Konradskirche von den Mitgliedern der Seelsorgeeinheit und weiteren Gästen aus Gemeinden hinterm Bretterzaun empfunden. Herr Pfarrer Erhard Nentwich hatte als Einstieg die überregionale Besucherschaft nach ihrer Herkunft befragt, um dann zu konstatieren, dass dies quasi einem Pfingstwunder gleich komme, denn „als das Pfingstfest gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort“, nämlich am Nabel der Welt, also in Lorch versammelt. 

Anstatt Parther, Meder und Elamiter, waren es allerdings Rattenharzer, Waldhäuser und Alfdorfer. Anstatt aus Phrygien und Pamphylien kamen die Menschen aus Pfahlbronn und Plüderhausen. „Und ein jeder hörte sie in seiner Sprache sprechen“, wenn sich auch manchmal beim Chorvolk auf der Empore etwas Griechisches oder Lateinisches darunter gemischt hat. Proselyten und Araber habe ich zwar nicht gesehen, aber ein Baraber war anwesend. 

Den heftigen Sturm, der daher gefahren war, hatten die Gläubigen schon nach dem Einzug zum fulminanten Orgelvorspiel hinter sich. Jetzt ging es darum, genauer zu ergründen, was denn da passiert war. Pfarrer Nentwich versuchte sein Glück an einer Erklärung, wovon der Schreibende sich aber nur einen kurzen Auszug merken konnte: In jedem, der auch nur einen kleinen Dienst in der Kirchengemeinde tut, wirkt der Geist Gottes. Die Geburtsstunde der Kirche ist das Pfingstereignis und es wirkt, auch wenn Sie es nicht glauben, immernoch nach. Vielleicht im Verborgenen, aber ER ist da. Jede Niete, die das Schifflein Petri zusammen hält, ist ein Mensch mit Geistkraft, sonst wäre das schwankende Kirchenschiff schon lange untergegangen. Und trotzdem hat Pfarrer Nentwich recht: „Volle Kirchen sind kein Garant für einen lebendigen Glauben!“ 

Auch einen der Bässe im Chor hat der Heilige Geist, der ihn sonst all die Jahrzehnte nienichtmal gestreift hatte, mit wuchtiger Bewegungsenergie und so saumäßigem Gewicht getroffen, dass dieser beim sanften Orgelspiel zur Kommunion samt Stuhl krachend in die marode Holztribüne der Empore eingebrochen war, was den tief Gefallenen nur zu dem kurzen Kommentar bewegte „Endlich mal der volle Durchbruch, auf den ich seit Jahren warte.“ Gut, wenn man sowas mit Humor nimmt, wenngleich der Delinquent beim hämischen Lachen der Sänger*Innen vor Scham gerne ein zweites Mal in den Boden hätte versinken wöllen.

Ironie des Schicksals: Der leidgeplagte Ein-Brecher wusste schon lange, dass der doppelte Boden Gewichtigem nicht mehr lange standhalten würde, weswegen er einen Teil der Podestes schon entsorgt hatte. Er hätte den restlichen Bereich wohl besser auch gleich auf den Müllhaufen der Geschichte ballern sollen.

Wie an Himmelfahrt, war auch dieser letzte österliche Gottesdienst des Festkreises genauso erbaulich wie katholisch. Ein Erleben und Mitfeiern mit allen Sinnen und Verstand! 

Dass unser Pfarrer am Schluss mit dem Dank an die singenden Protagonisten auch noch Werbung für den Chor gemacht hat, ist wiederum des Dankes wert, auch wenn dieser am Pfingstmontag leistungshalber durchaus für sich selbst geworben hat. Hoffen wir mal, dass des Pfarrers Bestreben zusammen mit dem Spiritus Erfolg hat und bald neue Sänger lichterloh für tiefgründige A-cappella-Musik entbrennen. Kirchenmusik ist, so sieht es wenigstens der Autor, die einzige Musik mit Tiefgang!  

Bernhard Theinert

Zweiter Bass von rechts und erster Bass von links in Personalunion.

Himmelfahrt unter ökumenischen Vor-Zeichen

am Gedenktag des Heiligen Philipp Neri, dem Spaßvogel Gottes!

Um es vorweg zu nehmen:  Nein, Herr Pfarrer Erhard Nentwich ist KEIN Protestant! Und dennoch war ein milder Hauch von Ökumene bei der Messe zu Ascensione Domini in der Klosterkirche Lorch spürbar. Zumindest die Eingeweihten wussten, dass am Vorabend des „Zum-Vater-gehn-Tages“ unsere Glaubensgeschwister der evangelischen Fraktion einen sehr ansprechenden und erbaulichen Segens-Gottesdienst allhier in der Klosterkirche mit handgemachten modernen Rhythmen gefeiert hatten. Die Vertreter der katholischen Kirchengemeinde, sowieso nach einer gregorianischen Andacht zugegen, haben sich jedenfalls gut schwäbisch nach dem Motto „´s koschd ja nex“ schonmal vorab den Segen gleich mehrerer evangelischer Geistlicher gesichert. Die Drohung, dass nun auch diese schuld an eventuellen Fehlleistungen des Folgetages wären, stand dabei natürlich latent im Raum.  

Ein schönes Zeichen der ökumenischen Verbundenheit war auch die Dank Herrn Pfarrer Messerschmidt zeitlich unbegrenzte Überlassung des evangelischen Blumenschmuckes für katholische Zwecke. 

War es der moralische Druck auf die Pfarrer*Innen, oder doch ausschließlich deren Segens-Befähigung: Es hat geholfen! Sowohl Wetter als auch Ministerium einschließlich Schola Cantorum Lorchensis waren bestens präpariert für den ersten Himmelfahrts-Gottesdienst mit Öschprozession zum Brunnen und zu den Kräutergärten im Kloster auf dem heiligen Berg. Diesmal natürlich gregorianisch geprägt, allerdings ohne dass die Gemeinde, begleitet von Frau Joanna Golinski, singtechnisch zu kurz gekommen wäre. Das alte Örgelsche im Peter&Paul geweihten Gotteshaus hatte, zumindest unter den Händen der Organistin, durchaus einen schönen, fast zärtlichen Klang. Schade nur, dass ein Anobium punctatum scheinbar auch auf Orgelpfeifen aus Holz steht. The Queen of Instruments ist leider recht wurmstichig und bedarf einer im griechischen Wortsinn zu verstehenden „katholischen“ Generalüberholung. Sponsoren werden dringend gesucht! 

Mal sehn, wie lange die ehrwürdige alte Klosterkirche nach diesem festlichen Katholikenbefall noch nach Weihrauch duftet und ob dieser das Anobium punctatum zum Umzug in weniger klangvolles Holz bewegen konnte?!

Dass unser Pfarrer mit dem Meterstab auf seine Schofhammel*Innen los ging ist verwunderlich, ist er doch eher als sanfter Riese und emphatisch-fürsorglicher  Seelsorger bekannt. Und tatsächlich musste der Zollstock herhalten, um als Intro zur Predigt bei ein paar Kindern etwas zu großzügig deren Größe zu messen. Diese zeigten sich vom leicht übertriebenen Ergebnis doch etwas überrascht. Auch eine junge Frau mittleren Alters aus Serbien wurde vermessen, was wiederum bei dieser für Erstaunen sorgte, war ihr das in der orthodoxen Kirche doch noch nie widerfahren. Handelte es sich vielleicht um eine Ausprägung des Lorcher Katholizismus?

Zweckfreier Sinn der Übung: Maßeinheit geschieht mit österlichem Augenmaß. Paulus spricht es aus in einem Wunsch: „Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid.“ Gottes Maßeinheit ist die Hoffnung. 

In der Lesung an der Außenstation während der Öschprozession hieß es dann: „Nach seinem Ebenbild hat er ihn (ja o.k, und auch sie) erschaffen.“ Anmerkung vom Autor: Vielleicht darf man desderwegen hier ergänzend auch etwas gewagt Blaise Pascal zitieren: „Der Mensch übersteigt um ein Unendliches den Menschen.“

Anfänglich sah es fast nach Regen aus, aber eine leichte Wolken-Beschattung mit sonnigen Momenten gab bei angenehmen 20°C doch den Weg für die kleine Öschprozession frei. Um die Klosterkirche herum ging es bis zum Brunnen und dann weiter über die Kräutergärten zurück zur Kirche. So konnte der Segen aus den beiden Gottesdiensten am Vorabend und am Vatertag tatsächlich durch Weihwasser potenziert auf die „Felder“ getragen werden, auf dass bei der Ernte kräftig eine Wurzel nach der anderen gezogen würde.

Schlusswort unseres Pfarrers: „Freude in ‚guter Hoffnung‘ ist die Grundhaltung, in der Jesus die Jünger zurücklässt. Keine schlechte Übersetzung für das Wort ‚Segen‘“. Damit schloss sich der Kreis zum vorabendlichen Segens-Gottesdienst unserer Schwestergemeinde evangelischer Couleur wieder. 

Dass er sich noch den feierlich-österlichen Entlassruf „Gehet hin in Frieden, Halleluja, Halleluja“ von der Gemeinde mit einem kräftig gesungenen „Dank sei Gott dem Herrn, Halleluja, Halleluja“ quittieren lies, dürfte sicher nicht nur den Verfasser dieser Zeilen in seiner tiefschwarzen Seele berührt haben!  

Einmal mehr hatte also nicht der Pfarrer, sondern die Gemeinde das letzte Wort, bevor das Ministerium zum prozessionalen Gesang der Schola die Klosterkirche mit wehenden Fahnen feierlichen Schrittes verließ. 

Bezugnehmend auf den Meterstab in der Predigt, das Wichtigste zum Schluss. So paradox es auch klingen mag: Unsere Minis sind die Größten!

Fazit: So geht katholisch! 



Bernhard Theinert
Spiritus Rector der
Schola Cantorum Lorchensis“
Bilder: Gabriele Theinertn und Hans-Peter Sauter

„Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen“

Göttliche Bestimmung versus „stumme Stofflichkeit"

„Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen“

Der klirrend kalte Wintereinbruch Anfang April ließ das Pfarrhaus in Mooshausen nur noch gastfreundlicher erscheinen. Deswegen gleich zu Anfang ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ an Frau Christa Krämer und die derzeitigen Bewohner*Innen, die den Teilnehmern der Guardini-Tagung einen so warmherzigen Empfang bereitet haben. In einer Atmosphäre angespannter Gelöstheit durfte man sowohl vertraute Menschen nach langer Corona-Abstinenz wiedersehen, als auch neue Gesichter, die teilweise digital zugeschaltet waren, kennenlernen.

Das alte Pfarrhaus, damals, zu Zeiten Weigers und Guardinis, bis heute ein Ort der Begegnung und der theologischen Auseinandersetzung mit Gott, der Welt und „Christlicher Weltanschauung“ der positivsten Art.

Der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Alpenblick, Marc Grießer, ein Guardini-Kenner durch und durch, hat den pandemisch zwangsweise niedergelegten Faden aus dem Jahr 2019 wieder aufgenommen und ein Bild von Guardini gesponnen, das für die teilnehmenden „Hörer des Wortes“ durchaus neu gewesen sein dürfte: „Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen“.
Ob das auch im Umkehrschluss gelten kann? Wenn es nach Blaise Pascal ginge schon: „Der Mensch übersteigt um ein Unendliches den Menschen“. Romano Guardini stellt diesen Satz sogar seinem Werk „Welt und Person“ voran. Zwei Sätze daraus, die schwer zu verstehen sind und aufhorchen lassen. 

Wie kann man Gott kennen? Der Mensch kann sich doch nicht selbst übersteigen?! Fragen, in die der erfahrene Pfarrer von der Glaubensfront im Allgäu durchaus humorvoll etwas Licht bringen konnte.

Auch bei der nachmittäglichen Beschäftigung in kleineren Gruppen mit einem geradezu prophetischen Text von Guardini über die „Neuzeit“, bzw, die „Nach-Neuzeit“ wie er die nahe Zukunft, also tatsächlich unsere Ära zu bezeichnen pflegte, wurde es spannend. Speziell der Satz „Als er Gott losließ, wurde er sich selbst unbegreiflich“ sorgte, wohl von Guardini so gewollt, für heftiges lautes Nachdenken bei den einzelnen Gruppenmitgliedern. Die Zweipoligkeit menschlichen Denkens und Handelns spielt dabei für den Religionsphilosophen eine große Rolle. Der sich selbst als absolut setzende Mensch gegen das Preisgegebensein. Den Anspruch auf höchste Würde und dann eben auch Verantwortung oder schmachvolles Ausgeliefertsein. Jetzt kommt es darauf an, in welche Richtung und wie weit das Pendel zwischen den Polen ausschlägt. 

Oder:  Hat nicht der Mensch seine Talente empfangen, um sie zu entfalten? Natürlich, Talente sind darauf angelegt, sie zu entfalten und sie in der Gemeinschaft mit Gott und der Welt wachsen zu lassen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Wer ein Talent hat, und jeder hat irgendeine Begabung, der ist sogar dazu verpflichtet, dieses einzubringen, oder sagen wir eher, dem mit Zins und Zinseszins zurückzugeben, der es einem „geliehen“ hat und auch die teilhaben zu lassen, die es dem Begabten erst ermöglicht haben, diese zu entfalten und auszubauen.  

Soweit nur ein paar Gedanken der Teilnehmer.

In der Schlussvorlesung des Dozenten blitzt, trotz einiger skeptischer und düsterer Aussichten doch eine große Hoffnung auf, an die auch der Verfasser dieser Zeilen felsenfest glaubt. Es sei hier mit den Worten Guardinis aus „Die Existenz des Christen“ gesagt: „Das Christentum „wird aber wieder Stand fassen… Die christliche Offenbarung wird in einer Unbedingtheit gedacht und gelebt werden, welche die Verflachung der vergangenen Jahrhunderte hinter sich lässt. Wenn wir etwas gelernt haben, dann die Wahrheit, dass ein halbes Christentum nicht lohnt.“ 

Den Studientag durften die so buchstäblich eines Bessern Belehrten zusammen mit der Schola Cantorum Lorchensis in der Mooshauser Kirche bei einer Abendandacht mit Psalmübersetzungen von Romano Guardini und gregorianischen Gesängen nachklingen lassen. 

Der anschließende Meinungsaustausch, nicht nur bei Brot und Wein, im „blauen Salon“ des Pfarrhauses war, Herr Pfarrer Grießer möge mir nicht grollen, der gemeinschaftliche Höhepunkt des Tages. Vorträge kann man nachlesen, aber wertvolle Gemeinschaft findet immer nur im Hier und Jetzt statt. Und dafür war und ist das ehrwürdige Pfarrhaus in Mooshausen ja bekannt. 

Der offizielle Schlussakkord am Folgetag war dem entsprechend auch die gemeinsame Eucharistiefeier mit Pfarrer Grießers Kirchengemeinde in Hofs.

Pandemiebedingt und um die erhebliche Besucherzahl aufnehmen zu können, wurde in diesem Jahr die Kirche Sankt Gallus & Magnus zum heiligen Ort des Geschehens. Eine sehr schöne Geste der Verbundenheit war allerdings nur für Kenner auch wirklich erkennbar: Sie können sich denken, wessen relativ schlichter Kelch als zentrales Gefäß in der Eucharistiefeier würdig zum Einsatz kam. 

Herr Dr. Klaus Krämer, auch in aufnahmetechnischen Dingen äußerst versiert, konnte dort zudem das Choralamt, das wieder die Schola Cantorum Lorchensis liturgietragend mit gestalten durfte, für alle Zeiten auf digitales Pergament bannen.

Und so kam in diesen zwei recht erbaulichen Tagen durch viele fleißige Hände und wertvolle Gedanken weder die „stumme Stofflichkeit“ noch die stofflich gestützte Geistlichkeit der Guardianer zu kurz!
Text: Bernhard Theinert

Bilder: Gabriele Theinert

Und es passt doch zusammen: Kommerz & Glaube

Schon etliche Male hat sich die Schola Cantorum Lorchensis breitschlagen lassen und ist dem weisen Ruf des Veranstalters gefolgt, im Kloster bei der GARTENLUST einen Kontrapunkt zum umsatzträchtigen Treiben auf dem Klostergelände zu setzen.
Die Verantwortlichen der Schola, also all deren Sänger vor dem Herrn, haben sich am Anfang überlegt, ob sowas überhaupt zusammengeht. Es geht! Im heiligen Zorn hat Jesus zwar auch die Geschäftemacher aus dem Tempel gejagt, aber im Vorhof ging das Feilschen irgendwann trotzdem munter weiter. 

Nicht nur deswegen war die einhellige Meinung der gregorianischen schnellen Eingreiftruppe: Wenn man schonmal so viele Menschen mit lockerem Portemonnaie auf diesem schönen Gelände beisammen hat, dann sollte man dies auch nutzen, um Kirche in ein freundlicheres Licht und, bei den momentanen Ereignissen in Europa, geradezu zwangsweise den Klingelbeutel in den Mittelpunkt zu rücken. 

Singende Spendensammler bei der GARTENLUST im Kloster Lorch

Das Kalkül ist bis jetzt immer wieder aufgegangen. Selbst Kirchenfremde waren unter den aufmerksamen Zuhörern und haben sich in gregorianische Klangwelten entführen lassen. Es war heuer also, wie schon die anderen Male bei dieser Verkaufsausstellung, fast das gleiche Singen und Spielen vor dem Herrn. Ausnahme: Auch die Schola konnte die Augen nicht verschließen vor dem Kriegselend in der Ukraine. Also wurde die sonst komplett in Latein gesungene Gregorianik-Andacht um eine Oration in deutscher Sprache für Frieden in der Ukraine erweitert. Unser Cellerar allerdings, Bruder Joachim, hätte dieses langatmige Gebet mit Blick auf die führenden Köpfe der Nationen und ihre Berater in nur vier Worte mit vier Exklamationszeichen zusammengefasst: „Herr! Schmeiß Hirn ra!!!“. Volltreffer!

Der Hinweis, dass am Schluss für medizinische Ausrüstung und Medikamente gesammelt würde, die den Flüchtenden und Verletzten in der schwerst gebeutelten Ukraine zugutekommen, fiel auf fruchtbaren Boden. 
Kein einziger Besucher konnte sich dem im  eindringlichen Rezitativ vorgetragenen Gebetswunsch entziehen. Alle zusammen haben letztlich das Spendensäckel auf genau 1613 Euro + 8 Cent anwachsen lassen. Zusätzlich fanden sich auch noch 4 Franken + 60 Rappen im Körbchen, was auf immense internationale Besucherströme schließen lässt. Der Betrag wurde von den Schola-Mitgliedern dann noch auf genau 2000 Euro + 8 Cent aufgestockt. Für das musikalische Sieben-Zwerge-Ehrenamts-Unternehmen eine stattliche Summe! So viel zu „Beten bringt doch nix“.

Allen Spendern, den in jeder Hinsicht tragenden Stimmen der Schola und den Supportern in der katholischen Kirchengemeinde Sankt Konrad in Lorch ein herzliches „Vergelt’s Gott“! Auf die Männer, die Stille auf so wunderbare Art und Weise in gesungenes Gebet verwandeln können, wirkt die ihnen entgegengebrachte karitative Wertschätzung äußerst motivierend. 

Für die Schola Cantorum Lorchensis ist die Beschäftigung mit dem Choral, gerade wegen der hier vor 510 Jahren entstandenen Lorcher Chorbücher, kulturelles Erbe & Verpflichtung zugleich. Und ein klein wenig singen die, Dank mittelalterlicher Gregorianik jung gebliebenen, alten Knaben auch für ihr eigenes irdisches UND ewiges Seelenheil. Amen!

Text:  Bernhard Theinert               Bilder:  F. Müller