Die STILLE Ecke!!!

Verdrehte Welt: Weihnachtsmarkt - Allerseelen - Totensonntag…
Stille Zeit in hektischem Ambiente

In Bayreuth wohnen die Schwester meines Vaters und meine Lieblingstante in Personalunion. Leicht gesagt, weil es das einzig mir verbliebene Tantchen überhaupt ist. Meine Geliebte im Herrn, die eine besondere Affinität zu ihr pflegt, und ich besuchen sie nicht oft, aber wenn, dann gerne. Im Oktober das letzte Mal und siehe da: Ein Weihnachtsmarkt, - schon eröffnet! - Vor Allerseelen! Immerhin nannten sie die etwas früh im Jahr beginnende Veranstaltung dann „Winterdorf“, oder in Hamburg ab 1. November „Wandsbeker Winterzauber“, wenngleich in beiden Städten noch die warme Herbstsonne schien.

Apropos: es scheint so, älswiewennob man unbedingt die etwas stillere Zeit des Jahres so früh wie möglich mit Lärm und Kommerz bedrängen müsste. Nicht wenige finden es praktisch, schon im Oktober für Weihnachten vorsorgen zu können. Die gute Elisabeth berichtet aus Essen, wo der Weihnachtsmarkt an Allerseelen seine Tore bis zum 5. Jänner öffnet, dass heuer eine hohe sechsstellige Besucherzahl erwartet würde.

Schade, dass anstatt Ruhe und innere Vorbereitung auf die Geburt des Erlösers grad immer noch mehr Hektik, Lärm und Lichtverschmutzung das adventliche „Licht der Welt“ überdeckt.

Wäre es, auch mit Blick auf die globalen Krisenherde, nicht mal an der Zeit, den Kommerz außen vor zu lassen, sich aber wohl mit Freunden und Familie adventlich an den Tisch zu setzen und das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, um so das neue Kirchenjahr mit stillem Glockengetöse einzuläuten? Der Novello ist bald da, dann probieren wir das mal aus!

Die guten Ratschläge für eine adventliche Besinnlichkeit, die jetzt eigentlich kommen müssten, spare ich mir, weil ich mich ja selbst nicht daranhalte und jedes Jahr auf’s Neue von dieser teilweise sinnentleerten Betriebsamkeit mitreißen lasse.

Versuchen Sie einfach, es ein bisschen besser zu machen!

Es grüßt aus dem Tal der Ölgötzen
ein besinnungsloser
Bernhard Theinert

Jetzt lärmt es wieder an allen Ecken
und Weihnachtswerbung uns überrollt;
jetzt wollen sie all unsre Wünsche wecken,
die ganze Welt scheint rot und gold.

Wenn Weihnachtswerbung uns überrollt,
wo bleibt das kleine Adventskranzlicht?
Zwischen dem Glitter in rot und gold
sieht man das kleine Kerzenlicht nicht.

Doch leuchtet das kleine Adventskranzlicht
flackernd, wartend, wärmend, still -
oft sieht man’s in eilender Hektik nicht,
obwohl es uns freundlich einladen will.

Flackernd, wartend, wärmend und still
will’s anderen Wunsch in uns wecken:
uns zu Besinnlichkeit einladen will -
weit weg von den lärmenden Ecken.

Claudia Wenke-Matz

Die STILLE Ecke!!!

Es ist der Moment
in dem sich Stille
in Gebet verwandelt
und ich sie ahnen darf:
In diesem Augenblick
der Demut
des Staunens
der Zeitlosigkeit –
die allumfassende
Gegenwart Gottes.

Claudia Wenke-Matz
 

Stille-Erfahrungen der Schola Cantorum Lorchensis

Für uns besonders wichtig: Die Stille in der gregorianisch gesungenen Psalmodie, in der man dem Inhalt in nur anderthalb Sekunden nachsinnen, und sich, ganz praktisch, beatmen lassen kann. Ja: LASSEN! Der geübte Scholasänger atmet nicht mehr selbst und will desderwegen auch nach der letzten Antiphon nur ungern mit dem Singen aufhören, um nicht vom Luftstrom abgeschnitten zu werden.

Und genau in der Stille zwischen den Psalmversen, in besagten 1,5 Sekunden, verneigt sich der Mensch vor Gottes Allmacht und begreift gleichzeitig seine eigene Ohnmacht.

Der Nachhall einer so wunderbaren Klosterkirche wie wir sie in Lorch haben, aber auch von Sankt Konrad tut dann noch ein Übriges um auch teilweise glaubensferne Zuhörer mitzunehmen in dieses klangvoll stille Glaubenserleben.

Für unsere „Schola Cantorum Lorchensis“ gilt:

„Gregorianik ist die Kunst, Stille in gesungenes Gebet zu verwandeln -
und umgekehrt.“   

                                                                      

Bernhard Theinert

Die STILLE Ecke!!!

Als „beliebte“ Strafmethode der Eltern berüchtigt:

Verschärft wurde det Janze, wenn man dort auch noch knien musste und das womöglich noch auf einem  Brennholzscheit.

Gott sei Dank waren meine Altvorderen kinderfreundlich genug, um mich allerhöchstens ein paar Minuten im „stillen Eck“ STEHEN zu lassen. Pragmatisch veranlagt, habe ich, um die eckstehend verlorene Lebenszeit so kurz wie möglich zu halten, auf 12 gezählt und dann, wenn auch widerwillig, irgendeine Art „Entschuldigung“ angebracht. Damit war mein Ungehorsam zumeist auch schon genug bestraft und ich durfte wieder uff d’Gass, nicht ohne bei Omi schnell noch aus deren Mauganeschd a Schoglädle zu klauen und die Kumpel*Innen draußen mit zu versorgen. Man könnte auch von wirkungsloser Strafe sprechen, aber die Versuchung war einfach immer zu groß. Kommentar der Großmutter: „Ess no Bua, dass was wirsch. Nex bisch scho lang.“ Tja, das hat sich mittlerweile auch stark geändert.

Trotz solchen Erlebens sehne ausgerechnet ich mich, Sie mögen schmunzeln, manchmal, bzw. immer öfters nach Stille unterschiedlichster Art. 

Da gibt es die beredte Stille, mit der man sich ohne Worte so viel sagen kann. Es gibt die spannungsgeladene Stille vor der wie auch immer gearteten Entladung; Morgenstille nach dem Aufstehen, durchbrochen vom Gezwitscher komischer Vögel. Die bewusst gesetzte Kunstpause zwischen den Satzteilen, oder die notwendige Stille des kontemplativen Nachdenkens über die Lesung, das Evangelium, die Predigt…
Um der Stille etwas mehr Gehör zu verschaffen soll über mehrere MOSAIK-Ausgaben hinweg „Die STILLE Ecke“ eingerichtet werden, um Sie, um uns wieder für Stille zu sensibilisieren.

Kann ja sein, Sie wollen uns heimlich still und leise
    - Wortbeiträge der leisen Art
   - Bilder als Stil(l)-Leben
  - Gedichte ohne Worte
 - Lieder ohne Töne

zum Thema „Stille“ schenken?! Schicken Sie’s an die Redaktion,bzw. ans Pfarrbüro!

Stille scheint in unserer von Dauerbeschallung geprägten Welt immer schwerer erträglich zu sein, aber stille Momente sind gute und bisweilen sogar glückliche Momente!

Bernhard Theinert