Himmelfahrt mit fast allen bescheinigten Heiligen

Sogar der Heilige Hermann der Lahme war bei der Öschprozession dabei.

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung.

Die Heilige Penélope war so nett und hatte allen Gottesdienstbesuchern einen Parkplatz reserviert. Ja, auch griechisch-orthodoxe Heilige verfehlen ihre Wirkung nicht, wenn man sie als metergroße Ikone an den inneren Rückspiegel seines Autos hängt und schon auf dem Weg zum Kloster Lorch um Hilfe bittet. Die dann bereitgestellte Parkplatzlücke wächst exponentiell mit der Größe der ikonischen Darstellung dieser Heiligen, so man sie bei jeder roten Ampel darum bittet. 

Sankt Heribert hat sich zurückgehalten und die Heilige Susanna konnte, diesem Herrn auch noch Kontra gebend, ihre größte Wirkung gegen Regen entfalten. 

Der sonst von Holy Harry Bluetooth beeinflusste und deswegen äußert kommunikative Schola-Chef hatte am Tag vor Himmelfahrt noch Santa Ida gegen sein kariesbedingtes Steinbruch-Gebiss angerufen, das er dem Patron der Zuckerbäcker, also dem Los-Apostel Matthias zu verdanken hatte. 

Alle diese längst verstorbenen Glaubensbrüder*Innen wurden in der Fürbittprozession um die Klosterkirche namentlich mitgetragen. Auch Isidor, der als Patron für das Internet gehandelt wird, oder Sankt Ivo, der für den Datenschutz zuständig ist. Dazu noch Santa Anna (Kinderwunsch) und Romina Fiscalina gegen Kohleraubbau. 

Und selbst Schwerhörige wurden nach Anrufung der Heiligen Eugenia von Rom, oh Wunder, ohne ihre Hörgeräte gesehen. Oder hatten sie diese nur verloren? Da wäre dann der gute Antonius zuständig, sie wiederzufinden. 

Dass unser Pfarrer Erhard Nentwich im Vorbeigehen im Klosterbrunnen anderthalb Forellen mit dem Weihwasserkessel fast erschlagen hätte, als er diesen schnell noch nachfüllen wollte, wird Sankt Hubertus oder/und der Heilige Petrus verzeihen.

Apropos: Wussten Sie, dass der Namenspatron unseres Pfarrers für Landwirtschaft, Rindviecher und einseitig beinverkürzte Bergschafe zuständig ist? Irgendwie passend: dem Herdentrieb folgend ist die ganze Gottesdienstgemeinde ihrem Oberhirten zur Prozession gefolgt, die von diversen Scheinheiligen Sängern der Schola Cantorum singend und zuvörderst von vier Diensthabenden Ministranten zielsicher mit angeführt wurde.  

Gut, dass die Mesnerinnen alles minutiös geplant und die Klosterkirche für diesen großen Feier- und Vatertag hergerichtet hatten.

In der gut besuchten Kirche wurde mit elf Ministerial*Innen also im Kloster zu Lorch „In Ascensione Domini“ gefeiert. Bei völlig blauem Himmel zwar ohne Gegenverkehr, aber recht frischem Windhauch des Spät-Frühlings, vor dem letztlich doch nur die Kirche schützen konnte. 

Nicht zuletzt durch Frau Joanna Golinski an der kleinen Kirchenorgel war es eine berührende und sehr würdige Feier im Spannungsfeld zwischen Jahrtausende alter Gregorianik und nachkonziliaren muttersprachlichen Gemeindegesängen. Bei letzteren ist der Schola und dem Zelebranten der wohlklingende und tonhaltige Klangkörper der Gemeinde äußerst positiv aufgefallen.

Mit seinen abschließenden Worten vor dem Entlassruf hat Pfarrer Nentwich genau die Wellenlänge reflektiert, die die Schola mit dem gregorianischen Choral in den Kirchenraum getragen hat: „Lassen sie uns den Gottesdienst beschließen mit dem Gedenken an die Menschen, die in dieser Kirche schon lange Zeit vor uns gefeiert haben und an die Generationen, die es nach uns auch noch tun werden.“ 

Den nach der Himmelfahrtsmesse durch den Pfarrer nunmehr bescheinigt Heiligen der Schola (Werner, Hansi, Bern{har}d, Franz, Otto und Michael) dürfte dieser Satz runter gegangen sein wie Messwein.

Nach einem fürstlichen Mal werden sich die Herren daraufhin sicherlich dem Gebet an den Heiligen Alfons von Liguori (sprich: Lieg-Ohri) gewidmet haben. Er sei, will man den Amtsträgern der Kirche glauben, der Patron des mittagsschlafenden göttlichen Bodenpersonals.

Nach dem Choral ist vor dem Choral. So wird nun die Schola in Kürze am Welt-Bienentag die Nachtruhe mit einer Komplet in der Klosterkirche einläuten. Seien sie herzlich eingeladen. Die Schola sinnt schon darüber nach, ob sie diese in finsterer Nacht singend gebetete Tagzeiten-Liturgie dann passenderweise summen wird(?).

Allen Gottesdienstbesuchern ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für’s Mitfeiern an Himmelfahrt. Den Vätern ein weiteres fruchtbares Jahr männlicher Schaffenskraft und allzeit ein gutes Einvernehmen mit Ihren Kindern und deren Müttern!

Text: Bernhard Theinert
Bild: Dirk Pistelok